Geschichte der Orgel

Die Friedrich-Gerhardt-Orgel

Im Jahre 1884 nahm die Kirchgemeinde der Horburger Marienkirche, vertreten durch Pfarrer Nothnagel, Kontakt zum Orgelbaumeister Friedrich Gerhardt in Merseburg auf. Die bestehende Orgel sollte saniert werden.  In einem Schreiben aus dem Oktober des selben  Jahres bedauerte der Orgelbaumeister jedoch, dass er weder Kostenvoranschlag noch Reparatur leisten könne, da die Orgel in einem maroden Zustand sei. Das einmanualige Instrument wurde von ihm auf ein Alter von 150 Jahren geschätzt. Es sei wurmzerfressen und “…schwach im Metall”. Die “…Herstellung einer guten zeitgemäßen Intonation ist nicht zu erzielen.” Friedrich Gerhardt bot an, ein neues Instrument zu fertigen. Im Jahre 1851 hatte es schon einmal einen Vorstoß zum Erwerb einer neuen Orgel gegeben, der aus Geldmangel jedoch scheiterte.

Bis zu einer Befürwortung des Gemeindekirchenrats sollten noch Jahre vergehen. Orgelbaumeister Gerhardt reichte 1887 sein Angebot ein. Die Gesamtkosten wurden mit 1050 Mark beziffert. 250 Mark seien bei der Fertigstellung fällig, die Restsumme über 8 Jahre zahlbar. Der Orgelbauer erklärte sich bereit, die alte Orgel für 45 Mark in Zahlung zu nehmen und 8 Jahre Garantie zu gewähren. Die Eckpunkte wurden in einem Vertrag zwischen Pastor Rohde und Orgelbaumeister Gerhardt im Mai 1888 festgehalten. Bestätigende Gutachten von Seiten des Musikdirektors und Organisten Schumann von der Merseburger Schloß- und Domkirche  sowie des Königlichen  Musikdirektors Lahse aus Eisleben machten den Weg schließlich frei für den Orgelbau.

Bereits im Mai 1888 wurde die Orgel geweiht. Es ist ein einmanualiges Instrument mit einer romantischen Klangfarbe, die auch heute von Organisten geschätzt wird.

Eine letzte Eintragung in der Akte des historischen Kirchenarchivs dürfte identisch mit der in vielen Kircharchiven sein. Am 5. Dezember 1917 stellte der Orgelbaumeister und Hoflieferant Wilhelm Rühlemann aus Zörbig bei Halle der Kirchgemeinde eine Rechnung über den Abbau der Prospektpfeifen und deren Überführung. Die Bereitstellung von Ersatzpfeifen wurde in diesen Kriegstagen so bald nicht in Aussicht gestellt, weil es an Material und Akbeitskräften mangele. “Vielleicht zieht der Friede bald ein und es wird noch alles gut werden, das helfe Gott.”

Am 11. Januar 1917 war in einer Beilage des Merseburger Tageblatts die amtliche Meldung veröffentlicht worden, dass alle vorhandenen Prospektpfeiffen aus Zinn beschlagnahmt und enteignet würden. Zinnpfeifen kehrten nach Horburburg nie mehr zurück.

Foto: Weigelt 2012