Jahresrückblick 2014

Jahresrückblick 2014

2011. Es beginnt.
Im Naumburger Dom wird die Landesausstellung von Sachsen-Anhalt zum Naumburger Meister vorbereitet. Die Horburger Madonna soll dort im Reigen der europäischen Bildhauerkunst dieses Meisters gezeigt werden. Aber warum bleibt es in dem kleinen Horburg so still angesichts dieser großen Würdigung? Da muss man doch ´was tun! Zunächst einmal einen Aufsatz über die Geschichte des Kunstwerks, der Marienkirche und des Ortes schreiben und dafür Archivschätze heben. Vorträge halten, Kontakte knüpfen, historische Forschungen betreiben, als Zuzügler mit Horburgern ins Gespräch kommen. Ermutigung und Unterstützung kommt vor allem vom Merseburger Domstifterarchiv und den Naumburger Ausstellungsmachern. Bald sind sich ein paar Passionierte einig darin, für den Erhalt und eine weithin tragende Bekanntmachung der wertvollen Skulptur tätig zu werden. Nun gehört aber niemand der Kirchgemeinde an…

2012. Es bewegt sich was.
Der Kindergarten fragt an, ob die Kinder nicht einmal in die Kirche hinein schauen dürften. Immerhin ist der 36 m hohe Feldsteinturm eine beachtliche Landmarke, mit der auch die kleinen Kinder vertraut sind. Dort sind sie daheim! Aber was sich hinter dem Kirchenportal verbirgt, ist unbekannt und geheimnisvoll. Ja, wir organisieren einen Schlüssel!!! Aber einfach nur gucken ist doch nicht genug. Was sollen die Kinder mitnehmen aus „ihrer“ Dorfkirche mit der Himmelskönigin? Eine ganz besondere Erfahrung für alle Sinne! Es folgen eine ganze Reihe von Veranstaltungen für Kindergarten, Hort und Ferienspiele. Allesamt ein großer Erfolg. Orgelkonzert, Lesung, Adventssingen, Kirchenraumerklärung, Werkstatt zu interreligiösen Beziehungen. Verblüffend war zu erleben, wie leicht Kinder auf die Reise durch die Jahrhunderte hindurch bis hin zur Gründung des Bistums Merseburg mitgehen, das mittelalterliche Wallfahrtsgeschehen von Horburg erfassen und ganz selbstverständlich eine Vorstellung von dem, was wir unseren Kulturraum nennen, entwickeln können. Dies wiederum sind heute die großen Fehlstellen in der Bildung und Erziehung unserer Kinder.

2013. Im Lande gibt es noch mehr Passionierte!
Noch immer ist unklar, wie wir eine Arbeitsstruktur aufbauen können. Auf Kirchenseite ist noch kein Weiterkommen, denn die Pfarrstelle ist vakant. Sicher, der Kultur- und Pilgerverein von der Rittergutskirche Kleinliebenau hat für uns Vorbildwirkung. Suchmaschinen sei Dank entdecken wir jedoch weitere Institutionen und Personen, die genau das tun, was wir beabsichtigen und uns darin bereits viele Schritte voraus sind. Wir entdecken den Verband der Kirchbauvereine von Sachsen-Anhalt (VdKSA) und den Förderkreis Alte Kirchen Berlin/Brandenburg. Umgehend kommen fruchtbare, vorwärts drängende Arbeitsbeziehungen zustande. Frau Dr. Bühring vom VdKSA, Herr Janowski und Herr Fowler vom Förderkreis Alte Kirchen werden in kürzester Zeit zu Geburtshelfern des Freundeskreises Horburger Madonna. Im November gibt es einen gemeinsamen Lokaltermin in der Horburger Marienkirche und daraufhin eine lebendige, andauernde Arbeitsbeziehung. Wir lernen den Mut machenden Kirchbauverein von Schotterey kennen und entdecken eine wissenschaftliche Arbeit der theologischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle/ Wittenberg über die Spielarten und das Wirken von Kirchbauvereinen. Inzwischen ist die Pfarrstelle besetzt. Schon die ersten Begegnungen mit der neuen Pfarrerin Antje Böhme (Pfarramt Wallendorf) zeigen, dass wir in Horburg gemeinschaftlich Neuland werden betreten können. Mit Neugier und Elan, mit Überzeugung und Verantwortung, mit Lust und Erfüllung. Und mit Gottes Segen!

2014. Kaltstart.
Januar
Jetzt müssen ganz schnell Sondierungsgespräche mit Gemeindekirchenrat, Superintendentin, Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Denkmalschutzbehörden, Landesheimatbund Sachsen-Anhalt, Stiftung KIBA, Universität Halle-Wittenberg, Ortschaftsrat, Heimatverein u.a. geführt werden. Langsam weichen anfängliche Zurückhaltung und Skepsis, denn wir sind ja doch eher Bürgerinitiative, denn eine Gliederung der Kirchgemeinde. Das kennt man noch nicht. Wir sind zu Gast beim Neujahrsempfang des Arbeitskreises Alte Kirchen Berlin/Brandenburg in Berlin. Bundestagspräsident a.D. Wolfgang Thierse hält einen beeindruckenden Gastvortrag. Wir lernen das Modell der “Offenen Kirche” kennen. Sofort ist klar: Auch die Horburger Marienkirche soll von Anfang an eine “Offene Kirche” am Pilgerweg sein.

Februar
Im Februar tagt in unserem Beisein der Vorstand des VDKSA in Horburg. Wir sind zu Gast in der Horburger Samariterherberge. Wir vereinbaren eine enge Zusammenarbeit mit dem VDKSA. Am 28. Februar 2014 macht der Gemeindekirchenrat der Horburger Marienkirche per Beschluss den Weg frei für die Gründung eines Freundeskreises Horburger Madonna. Nun heißt es rasch auch weitere Mitstreiter zu gewinnen und eine tragfähige Arbeitsstruktur zu entwickeln. In diesem Monat nehmen wir an einer Fachkonferenz des VDKSA an der Evangelischen Akademie zu Wittenberg teil. Als wegweisend erleben wir den Beitrag von Dr. Brülls vom Landesamt für Denkmalpflege. Er berichtet über Projekte für Kirchensanierung und Nutzungserweiterungen. Wir wissen nun, dass wir genau dort hin wollen!

März
Für die Förderung der Arbeit des Freundeskreises reichen wir einen Projektantrag bei der Robert-Bosch-Stiftung im Programm “Neuland gewinnen“ ein. Zehn Wochen später werden wir wissen, dass es diesmal noch nicht geklappt hat. Mit ausführlichen Schreiben nehmen wir Kontakt zum Ortschaftsrat und zum Heimatverein von Horburg auf. Wenig später haben wir Gelegenheit, uns in einer Ortschaftsratssitzung vorzustellen. Am 18. März 2014 findet die konstituierende Sitzung des Freundeskreises Horburger Madonna mit sieben Mitgliedern statt. Die Arbeit des Freundeskreises ist weltanschaulich neutral, eigenständig und finanziell unabhängig. Bis zur Umwandlung in eine juristische Person wirkt der Freundeskreis unter dem Dach des Gemeindekirchenrats. Die Pfarrerin gehört von Anfang als aktives Mitglied zum Freundeskreis Horburger Madonna. In Jahresfrist soll ein gleichnamiger, gemeinnütziger Verein gegründet sein. Wir beantragen beim Orgelpfleger des Kirchenkreises eine Überholung der Horburger Orgel im Jahre 2015. Das erste anspruchsvolle Ziel des Freundeskreises ist damit definiert, nämlich die Geldsumme für die Orgelsanierung einzuwerben.

April
Der Freundeskreis beteiligt sich am jährlichen Kirchenputz und räumt einen qualitätvollen romanischen Kreuzgewölberaum frei. Der soll zukünftig eine wichtige Rolle in der Arbeit des Freundeskreises spielen. In der ersten Sitzung des Freuneskreises wird das Jahresprogramm festgeschrieben. Inzwischen kündigen sich weitere Interessenten und Mitstreiter an. Es werden Grundsatzentscheidungen zur internen und externen Kommunikation und Information getroffen. Wir reden über unser Selbstverständnis und werden das später noch oft tun. Wir entscheiden, einen Blog über unsere Arbeit einzurichten. Außerdem sollten wir einen wikipedia-Eintrag über unsere Kirche und die Horburger Madonna entwickeln. Es sind Kontakte zur Stiftung der DOW Chemical in Spergau aufzubauen. Außerdem soll erkundet werden, welche Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung es von Seiten der Stadt Leuna und dem Landratsamt Saalekreis gibt. Da die Marienkirche auch Pilgerkirche ist, sind Arbeitsbeziehungen zur Rittergutskirche Kleinliebenau und dem Büro Ökumenischer Pilgerweg geboten. Arbeitsbeziehungen sind schrittweise auch zur Stiftung Samariterherberge aufzubauen. In Horburg soll mit uns gemeinsam Inklusion gelebt werden.

Mai
Von Mai bis Oktober ist die Horburger Marienkirche eine “offene Kirche”. Am ersten Sonnabend des Monats zwischen Mai und September lädt der Freundeskeis Horburger Madonna von 14 bis 17 Uhr zum Café in der Kirche ein. Die Marienkirche liegt am Pilgerweg, an einem beliebten Wander und Radweg durch die Aue zwischen Leipzig und Merseburg bzw. Halle. Das Café in der Kirche soll vor allem die Dorfbewohner einladen. Es gibt Pilgerwaffeln, Kirchenführungen, Glockenläuten per Hand für Groß und Klein. Der Freundeskreis präsentiert sich mit einem Informationsstand anlässlich des Jahresfestes der Horburger Samariterherberge. Ein Beitrag für das Journal des VDKSA “Offene Kirchen in Sachsen-Anhalt” wird geschrieben. Teilnahme am Vorbereitungstreffen zur internationalen Konferenz der europäischen Kirchbauinitiativen “Future for Religious Heritage“ in Berlin. Anmeldung der Horburger Marienkirche zum Tag des offenen Denkmals mit einer Ausstellung historischer Bibeln und Archivschätze.

Juni
Der Freundeskreis Horburger Madonna wird Partner der Deutschen Stiftung Lesen. Unter anderem richten wir eine Bibliothek nach dem Modell des Book Crossing ein. Das zweite Café in der Kirche öffnet seine Pforten. Die Besucher kommen aus dem Raum Leipzig, Halle und Merseburg. Das Konzert “Auf dem Weg” der Liedermacherin Stefanie Schwab aus Würzburg findet große Resonanz.

Juli
Zum dritten Male findet das Café in der Kirche statt. Kinder aus einer Gruppe für musikalische Früherziehung von Eva Sybil Conrad führen das Singspiel “Die Glücksfee Pistazia“ auf. Viele Leipziger sind gekommen. Anschließend gibt es im Mühlenhof ein kleines Fest. In den Sommerferien öffnet die Marienkirche für ein Orgelspektakel für Kinder mit dem Hallenser Organisten Lukas Storch. Die Kinder von Kindergärten und Ferienspielen aus der Region sind zu Gast. Das wollen wir fortsetzen.

August
Das vierte Café in der Marienkirche lädt zum Besuch ein. Es folgen zahlreiche Planungen und Proben für die Lesenacht für Kinder. Grusel- und andere Geschichten kommen in teilweise szenischen Lesungen zu Gehör. Die Abenteurer unter den Kindern bleiben mit Isomatte und Schlafsack über Nacht in der Kirche. Die Superintendentin Christiane Kellner ist auch dabei. Zum ersten Male kommt unsere Partnerschaft mit der Deutschen Stiftung Lesen zum Tragen.

September
Wir öffnen die Marienkirche zum Tag des offenen Denkmals, an dem zugleich der Horburger Zwiebelmarkt stattfindet. Der Zwiebelmarkt erinnert an den historischen Krammarkt aus Anlass der Marienwallfahrt. Zum ersten mal wird die Sammlung historischer Bibeln gezeigt, die bis in das Jahr 1462 zurück reichen. Die Bibeln sind im Bestand gefährdet und es müssen Lösungen für Restaurierung und Aufbewahrung gefunden werden. Weitere Schätze aus dem Kirchearchiv werden gezeigt. Die Ausstellung wird ergänzt um ein Gemälde des Horburger Malers E. Prochnow, das das mittelalterliche Wallfahrtsgeschehen sichtbar macht. Die Resonanz auf die Ausstellung ist beachtlich.

Oktober
Aktive Teilnahme an der Internationalen Konferenz “Future for Religious Heritage“ an den Frankeschen Stiftungen zu Halle. Wir kommen mit dem Vorstand des Kleinliebenauer Kultur- und Pilgervereins zusammen und verabreden eine nachhaltige Zusammenarbeit. Im kommenden Frühjahr wird es beispielsweise unter dem Slogan „anders unterwegs“ Reiseberichte über den Iran geben. Wir stellen den Freundeskreis in Gesprächen mit der Bürgermeisterin von Leuna, Frau Dr. Hagenau, vor und präsentieren uns im Landratsamt des Saalekreises.

November
Gespräche mit der Fachhochschule Merseburg über die Zusammenarbeit. Ein Hörspiel unter Einbindung vieler Horburger könnte als studentisches Projekt entstehen. Gespräche mit der Stiftung Samariterherberge und zwei Künstlerinnen über ein gemeinsames Inclusionsprojekt in der Programmkulisse der Aktion Mensch. Am Martinstag führt der Laternenumzug nach dem Martinsspiel in der Kirche zum Horburger Mühlenhof. Fortbildung an der Medienakademie von Sachsen-Anhalt in Sachen Bloggen.

Dezember
Am Nikolaustag laden wir zum Mitmachkonzert mit Adventsbasar. Viele Kinder und Erwachsene sind mit ihren Instrumenten, mit Gesang und Texten gekommen. Klavierspieler haben das Orgelspiel für sich entdeckt. Dies alles verlangt nach mehr. Die Vorarbeiten zur Vereinsgründung beginnen. Erste Überlegungen widmen sich der Konzeption eines Multicaches, der die Horburger Geschichte für Kinder und Familien erlebbar machen soll.