Bischöfin Junkermann formulierte sinngemäß, dass wir nicht länger so tun wollen und können, als seien wir noch die Staatskirche, wie die im 19. Jahrhundert. Die Herausforderungen sind gewaltig. Der Umbau ist längst im Gange.
Das wissen wir Fördervereine an der Seite der Kirchgemeinden ganz genau. Wir, die wir allein mit unserer Existenz, mit unserer Art von Arbeit, mit unserem Brückenschlag zwischen Zivilgesellschaft und Kirche und mit unserem Verständnis von Freiwilligenengagement Pionierarbeit leisten. Aber mittlerweile sind wir damit auch nicht mehr allein. An vielen Orten wird mit unterschiedlichsten Herangehensweisen Kirche 2030 erprobt.
Am 23. Februar 2019 fand in Weimar die EKM-Tagung „Erprobungsräume“ statt. Es war ein Treffen derer, die bereits als anerkannter sog. Erprobungsraum auf dem Weg sind und vieler, die interessiert sind, neue Wege in ihrer kirchlichen Gemeinde- und Vereinsarbeit zu gehen. Die neuen Wege haben mit neuen Formen des geistlichen Lebens, mit Zielgruppenarbeit, mit Nutzungserweiterung, mit Kultur und Bildung zu tun.
Einen starken musikalischen Tagungsauftakt präsentierte die Escola Popular, die evangelische Capoeira- und Sambaband in der EKM. Mitreißend und vernehmbar gestaltete die Drumgroup den Tagungsauftakt. Ohne Zweifel mit gemeinschaftsbildendem Effekt. Es folgten Redebeiträge von Bischöfin Junkermann und der Amsterdamer Pastorin Margerietha Reinders. Arbeitsgruppen und Foren boten viele Grundlagen zum Lernen, zur Inspiration, zum Erfahrungsaustausch und zur Vernetzung.
Bewegend war der Bericht der niederländischen Pastorin, die längst ihr leer bleibendes Kirchengebäude verlassen hat, um zu den Menschen hinaus zu gehen. Dorthin trägt sie das Evangelium, dorthin, wo die Menschen leben – in den Straßen, in den Cafés, in den Kneipen, in den Parks…Jeder Zuhörer wird sich still gefragt haben: „Würde ich das können?“ Ein mutiger und konsequenter Weg, dessen Richtung von keiner Ausbildung, keinem Lehrbuch, keiner Dienstberatung und keinem Leitfaden vorgegeben werden kann.
An der Onlinekirche waren ebenso viele interessiert wie an den Modalitäten des EKM-Förderprogramms Erprobungsräume. Die sind in kleine und große Erprobungsräume mit abgestuften Anforderungen im Antragsverfahren klassifiziert. Das Beschreiten neuer Wege des Gemeindeaufbaus, die Erprobung neuer Formen der Spiritualität, das Arbeiten in neuen Netzwerken und das Erleben von Experimentierlust treibt mittlerweile viele an vielen Orten an.
Wir sind seit 2011 als Erprobungsraum unterwegs. Jetzt werden wir uns auch förmlich bewerben.