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Wir sind Preisträger

Jedes Jahr lobt die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland EKM den Ehrenamtspreis „Goldener Kirchturm 2018“ für Kirchbauvereine aus. Damit wird das Engagement für herausragende Bau- und Restaurierungsprojekte sowie für die spirituelle und kulturelle Belebung von Kirchen gewürdigt. Der Abschluss unseres Bauabschnittes I mit dem Standortwechsel der Horburger Madonna und dem Einbau der Poensgen-Fenster war uns Anstoß dafür, einen Wettbewerbsbeitrag einzureichen.

Für seine Arbeit wird dem Freundeskreis Horburger Madonna der 2. Preis, dotiert mit 1.500 EUR, zuerkannt. Die Jury um den Beauftragten Probst Ch. Hackbeil hat sich dafür einstimmig ausgesprochen. In der Würdigung wird auf die partnerschaftliche Ermöglichung der baulichen und restauratorischen Revitalisierung des Kirchenraumes eingegangen, vielmehr aber noch auf die „großartige professionelle Kommunikation“ sowie die weitreichende und wirkungsvolle Vernetzung des Freundeskreises Horburger Madonna – Voraussetzungen, die das erfolgreiche Wirken im Einzelnen erst möglich machen.

Wir sind dankbar für diese Würdigung. Sie motiviert uns für Kommendes. Am 1. Juni 2019 wird im Dom zu Stendal die feierliche Preisverleihung erfolgen.

Unser Preisgeld wird sogleich in die nächsten Aufgaben, die Komplettierung der Horburger Fensterausstattung, fließen.


Rezension

Rezension

Dietmar Sauer Architects (Hrsg.) Kirchen revitalisieren. Orte prägen. edition winterwork 2019, 345 S., farbige Abbildungen, 69,90 EUR ISBN 978-3-96014-558-5

Das vorgelegte Buch ist ein Mutmacher geworden, ein Mutmacher für all diejenigen, die gerade in Strukturdebatten festhängen, vor Bauaufgaben kapitulieren oder um die Zukunft ihrer Dorfkirche bangen. Manche Kirchgemeinde macht sich auf den Weg und wagt Zukunft. Das ist ein starkes Signal nach innen und nach außen. Dabei geht es keineswegs nur um das Bauen im Sinne von Schadensbehebung. Es geht um die umfassende Revitalisierung von Kirchenräumen und um die Freilegung der geistlichen Kraft des Ortes für unsere Zeit.

Die Köthener Architekten der Gruppe um Dietmar Sauer (www.architektsauer.de) legen ein eindrucksvolle Bilanz ihres Schaffens für das sakrale Kulturerbe in Sachsen-Anhalt vor. In 25 Reportagen aus den Jahren 1992 bis 2018 werden Kirchbauprojekte vorgestellt. Darunter sind solche für Dome und Stadtkirchen, für kleine und kleinste Dorfkirchen. Das Domstift zu Stendal, die Köthener Stadtkirche St. Jacob, die Dorfkirchen von Zehringen, Reppichau, Neeken, Horburg, Großbadegast, Zehbitz oder Mühlstedt gehören dazu.

Die Lektüre macht eines deutlich: Kirchgemeinden brauchen für eine gelingende Revitalisierung ihrer Kirche zuallererst eine strategisch ausgerichtete Vergewisserung darüber, wer sie sind, woher sie kommen und wohin sie gehen wollen. Wenn das gelingt, entstehen im Dialog mit den Architekten wegweisende Lösungen. Die reichen von der liturgischen Neuordnung des Raumes, über Nutzungserweiterungen bis zum Einbau von Teeküche, Sanitärraum und Winterkirche. Sie beinhalten funktionale und technische Komplettierungen, spezielle bauliche Lösungen und die vorbildliche Umsetzung der denkmalpflegerischen Aufgabenstellung. Gleichrangig werden das Farb- und Lichtkonzept sowie neue künstlerische Akzentuierungen behandelt. Schließlich gehören Fragen der Prozesssteuerung sowie der Kosten- und Finanzierungsplan dazu. Einige der Projekte beinhalten auch Glocken- und Orgelsanierungen oder Freiraumgestaltungen, darunter die gelungene Sanierung des historischen Kirchhofes von Baasdorf.

Für die fünfundzwanzig Kirchen sind die Projekt- und Prozessverläufe anschaulich beschrieben und ausgezeichnet illustriert. Dabei fehlen nicht die Vorher-Nachher-Fotos, Detailaufnahmen, Aufnahmen von Arbeitssituationen, Visualisierungen, technische Dokumentationen, Entwurfszeichnungen und Pläne sowie die faszinierenden Großaufnahmen der fertiggestellten Kirchen. Manche Kirche war vorher eine Ruine gewesen. Nun erstrahlt sie in bestechender Farbigkeit. Faszinierende Deckengestaltungen, beeindruckende Altar- und Chorwände, formschöne Patrozinien, zeitgenössische Glasfenster von Thomas Kuzio über Jochem Poensgen bis Tony Cragg sind Realität geworden. Kein Betrachter und Besucher wird sich der neuen spirituellen Kraft entziehen können.

Das Buch besticht nicht zuletzt mit seinen Fotografien. Es macht Lust, für das sakrale Kulturerbe aktiv zu werden. Für viele Leser wird es ein Reiseverführer zu den hoffentlich Offenen Kirchen sein. Was für eine Schönheit in unseren Dorfkirchen!

Ausstellungsempfehlung

Unter dem Titel Vergessene Aufklärungen – unbekannte Geschichten über den Islam präsentieren 16 Künstlerinnen und Künster ihre Positionen.

Die LEIPZIGER BAUMWOLLSPINNEREI lädt vom 27.4.2019 bis zum 4.8.2019 täglich, außer montags, in das Zentrum für Zeitgenössische Kunst, Halle 14 ein. Etwa 20 Künstler aus Ländern von Marokko bis Pakistan und von Großbritannien bis Indonesien präsentieren Werke zu den aufklärerischen Potentialen islamischer Kultur, Geschichte, Kunst und Wissenschaft.

„Ich kam mir vor wie ein Tier.“

So hat es einer der Betroffenen, nein, eines der Opfer formuliert.

Gerne geben wir den Veranstaltungshinweis des Landesarchivs am Standort Merseburg weiter. Das Landesarchiv Sachsen-Anhalt lädt am 2. Mai, 18.30 Uhr, in das Archiv in der König-Heinrich-Straße 83 in Merseburg ein.

Justus Vestiting wird unter dem Titel „DDR Zwangsarbeit von Strafgefangenen und Bausoldaten im Chemiedreieck“ über ein dunkles Kapitel in der jüngeren deutschen Geschichte hier in unserer Region referieren.

Seien Sie bei freiem Eintritt herzlich eingeladen!

Schnell noch hin

…in die Orangerie der Anhaltischen Gemäldegelerie Dessau. Dort erwartet Sie bis zum Ende der Osterfeiertage eine faszinierende Ausstellung zeitgenössischer großformatiger Glaskunst. Lichtung Leipzig heißt die Ausstellung. Glasmalerei hat in und um Leipzig nicht nur in der klassischen Moderne ihr Zuhause, sondern auch unter heutigen Künstlern, wie David Schnell, Undine Bandelin oder Julian Podlek. Die Ausstellungsfenster sind mehrheitlich für Kirchen im Leipziger Land bestimmt. Mit der Ausstellung leistet die Evangelische Kirche Anhalt ihren Beitrag zum Bauhausjubiläum.
Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft des Ministerpräsidenten Dr. Reiner Haseloff.

Täglich geöffnet von 11 bis 17 Uhr. Eintritt frei.

www.lichtungen-glasmalerei.de

P.S.: Wenn Sie Lust haben, besuchen Sie im Leipziger Land die Horburger Marienkirche mit den Poensgen-Fenstern. Die Kirche ist offen.

Auf Spurensuche in Meißen

Was haben Meißner Dom und Horburger Marienkirche gemeinsam? Großartige gotische Bildhauerkunst aus der Werkstatt des Naumburger Meisters. Und so war für viele Mitglieder unseres Freundeskreises ein Besuch im Meißner Dom lange überfällig, um sich auf die Spuren des einzigartigen Bildhauers auch außerhalb von Horburg und Naumburg zu begeben.

Verabredet waren wir am 30. März mit dem ehemalige Dombaumeister Günter Donath, der uns das eine oder andere Geheimnisse der Dombaukunst lüftete. Und so standen wir vor den sieben Geschwistern der Naumburger Stifterfiguren und unserer Horburger Madonna und erkannten sofort die gleiche Handschrift, auch wenn die Meißner Figuren deutlich größer sind – aber genauso lebhaft und schön in ihrer Mimik und Haltung.

Die umfangreiche Sanierung des Doms legte viel Überraschendes an den Tag, wie uns Günter Donath erzählte. Er wies uns auf Steinmetz-Zeichen hin, die Rückschlüsse auf die Baugeschichte und Parallelen zum Naumburger Dom erlauben. Ebenso staunten wir über einen in die Mauer geritzten „Bauplan“ für den Dom. Aber auch die realistische und sehr filigrane Darstellung von Blättern, Knospen und Früchten an den Kapitellen – der Garten des Naumburger Meisters – ist absolut sehenswert. Einmal mehr wurde uns deutlich, welchen Schatz wir mit unsere Madonna in unserer Dorfkirche haben.

Inspiriert, motiviert, beglückt, aber auch mit neuen Ideen und Fragen kehrten wir von unserer Exkursion zurück. Warum nicht auch unsere Madonna einmal als 3D-Modell darstellen lassen – komplett und in Farbe? Hatte unsere Madonna auch einen Baldachin über ihrem Kopf – so wie ihre Geschwister in Naumburg und Meißen?

Es ist nicht klar, ob man die Geheimnisse rund um das Werk des Naumburger Meisters jemals lüften wird, aber klar ist, dass uns sein Oeuvre bis heute fasziniert. Dieses Werk für kommende Generationen zu erhalten, ist eine wichtige Aufgabe. Packen wir es an!