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Die Verlierer leben auf dem Land…

… heißt es in einem Artikel von Rainer Hank (FAZ-Sonntagszeitung, 20.01.2019). Der Autor zitiert Studienergebnisse eines US-Ökonomen, der vor der Entmischung von Stadt und Land warnt: Die Gewinner (die gut Qualifizierten mit hohem Einkommen) würden in der Großstadt leben, die Verlierer hingegen zögen auf das öde Land, weil sie sich die hohen Häuserpreise oder Mieten in den Ballungszentren nicht leisten könnten. Diesen Trend, so Hank, gebe es auch in Deutschland. Städte wie München oder Frankfurt hätten viele Stellen für hochqualifizierte Fachkräfte, aber wenig zu bieten für Arbeiter ohne Hochschulbildung.

Nun kann man Horburg und Umgebung nicht als schnödes Land bezeichnen. Gefühlt steigt die Zahl der Einwohner*innen. Überall sprießen neue Einfamilienhäuser aus dem Boden. Die Landflucht scheint hier kein Problem zu sein oder zumindest gestoppt, zumal die Städte Leipzig und Halle nicht weit entfernt sind.

Aber auch in unserer Gegend gilt das Motto: „Leben auf dem Land, arbeiten in der Stadt“. Auch wer Kultur, Freizeit- und Bildungsangebote oder eine Kneipe sucht, muss in die Stadt – oder verzichtet und zieht sich in seine eigenen vier Wände zurück. Es fehlen öffentliche Treffpunkte, die die Bewohner*innen zusammenbringen, die eine Gemeinschaft schaffen, die soziale Kontakte, das Miteinander fördern. Stattdessen gibt es auch hier einen starken Trend zur „Vereinzelung“.

Kinder sind besonders betroffen, denn sie können die weiten Wege zur Bildung, zur Kunst und Kultur nicht allein überwinden. Daraus erwächst eine viele Jahre, bis zur eigenen Motorisierung andauernde Benachteiligung. Umso wichtiger ist die Nutzung des Potentials vor Ort und das fängt mit dem „Kulturzentrum Dorfkirche“ an. Dem Qualität, Dynamik, Mitmachlust und Anziehungskraft zu verleihen, haben wir uns als Kulturverein zum Ziel gesetzt.

Marienausstellung in Wittenberg

Vom 13. April bis zum 18. August 2019 wird eine hochkarätige und international ausgestattete Ausstellung „Verehrt. Geliebt. Vergessen. Maria zwischen den Konfessionen.“ ihre Besucher empfangen. Da wird es einen Pflichtbesuch für uns geben. Die Horburger Mariengeschichte fügt sich nahtlos ein in die Geschichten, die die Ausstellung erzählen wird. Auf die Verehrung im mittelalterlichen Wallfahrtsgeschehen folgt die Ächtung in der Folge der Reformation. Darauf folgt die Zerschlagung und das Verschwinden der Skulptur um 1700. Bauarbeiten in der Kirche führen 1930 zur Wiederentdeckung der Madonna, um alsbald in ein Schattendasein zu fallen. Evangelischen Christen war sie ja längst fremd geworden und in der Dorfkirche konnte sie die Menschen auch als künstlerisches Meisterwerk nicht erreichen.

Nach dem Krieg begannen die Wallfahrten katholischer Kirchgemeinden aus der Region Leipzig-Halle nach Horburg. So ist es bis heute. Seit die Horburger Marienkirche eine Offene Kirche ist, kommen von Ostern bis Oktober immer öfter Gläubige, um die Gottesmutter zu verehren.

Erst die Landesausstellung zum Naumburger Meister 2011 riss die Horburger Madonna aus dem Dämmerschlaf. Sie wurde im Naumburger Dom präsentiert und gab den entscheidenden Impuls dafür, dass nun wir als Kulturerben Sorge dafür tragen, dass die Horburger Madonna niemals wieder in ein Schattendasein fällt. Diese Aufgabe gehen wir an mit Leidenschaft und mit denkmalpflegerischer, historischer, theologischer, feministischer und interkonfessioneller Neugier.

IGEK was???

Die Stadt Leuna lässt seit geraumer Zeit ein Integriertes Kommunales Entwicklungskonzept erstellen, in dem die langfristig gültigen Entwicklungslinien für die Kommune und all ihre Ortschaften fixiert sein werden. Das geht uns alle an! Denn es hat Konsequenzen für die Stadt- und Dorfplanung, für den Infrastrukturausbau, für die Zukunft von Bildung, für den Schutz von Natur und Umwelt, für Kultur und Freizeit… Und nicht zuletzt hat es haushalts- und förderrelevante Konsequenzen. Jeder kann sich vorstellen, dass in einer Gemeinde wie Leuna eine beeindruckende Vielfalt mit widerstreitenden Interessen herrscht. Hier die Hightech-Unternehmen und Forschungseinrichtungen rund um die Raffinerie in der Kernstadt. Dort die Auwaldidylle mit FFH-Gebieten und Freizeitrefugien für den ganzen Großraum Leipzig, Halle und Merseburg. Und nicht zuletzt gehört zur Stadt Leuna ein Areal mit Glanzpunkten des kulturellen Erbes.

Der Blick in das Konzept offenbart, dass über eine Ortschaft wie Horburg-Maßlau nichts von Belang formuliert ist, es sei denn, dass irgendwo Bauerwartungsland ausgewiesen wird. Was für ein Selbstbild steht dahinter? Wer denkt darüber nach, welche Wirkungen daraus für das Fremdbild entstehen? Wie ist es um die Wachheit für die eigene Potentiale bestellt? Wer sieht die Standortqualitäten und die Alleinstellungsmerkmale?

Wir werden nun im Rahmen des Beteiligungsverfahrens Stellung zum IGEK nehmen. Wir wollen, dass in den Sachkapiteln Kultur, Bildung, Freizeit und Tourismus sowie im Ortskapitel Horburg-Maßlau der Kunstschatz von europäischer Geltung – die Horburger Madonna aus Werkstatt des Naumburger Meisters – eine angemessene Berücksichtigung findet. Die Pilgerkirche wird allmählich mit ambitionierter zeitgenössischer Glaskunst ausgestattet und somit in den Weg für Kunstreisende von der Elbe bis zu Saale/Unstrut eingebunden. Schon jetzt besuchen jährlich weit mehr als eintausend Besucher die Kirche in der Aue. Und schließlich ist der FKHM seit 2012 ein wirksamer Träger für Kultur und Bildung. Davon wird zu lesen sein!


Ausbildung zu Kirchenführern

Meint da noch jemand, eine Dorfkirche brauche keine abrufbaren, qualitätvollen Kirchenführungen? Meint da noch jemand, dafür sei der Pfarrer zuständig? Meint da noch jemand, alles bleibe, wie es immer war? Wir begrüßen in der Horburger Marienkirche jährlich weit mehr als eintausend Besucher. Erstaunen und Begeiterung ruft hervor, dass wir eine Offene Kirche haben. Das motiviert Besucher, mehr wissen zu wollen, zu verweilen, einzutauchen und wieder zu kommen. Manche werden sogar Wissenslieferanten und Kontaktvermittler. Das A + O ist die tiefgründige und immer wiederkehrende Erschließung des örtlichen Kirchenarchivs in all seinen Texten, Bilddokumenten und sonstigen Materialien. Von da ausgehend kann allmählich die Welt der Kirchen- und Staatsarchive erschlossen werden. Das Abgeben der örtlichen Kirchenarchive im Zuge des Verlustes von Pfarrstellen und Pfarrhäusern bewerten wir kritisch. Für die Dörfer heißt Archivverlust nämlich Verlust wichtiger Zeugnisse ihrer Glaubens-, Kirchen- und Ortsgeschichte. Es ist ein Verlust für die Identität, die die Menschen wurzeln läßt und stark für die Zukunft macht. Aus unserer Wissensaufarbeitung sind Flyer, Publikationen, Vorträge, Pressetexte, Filmbeiträge, Kirchenführungskonzepte, Videos und mehr entstanden. Aber auch wir müssen Sorge dafür tragen, dass sich mehr Personen und vor allem die Jüngeren das historische Wissen aneignen, kunsthistorisches und in Ansätzen theologisches Wissen aufbauen, um Kirchenführungen anbieten zu können. Deshalb bilden wir seit einem Jahr in einer Reihe von Seminaren unsere eigenen Kirchenführer aus. Es spielt dabei keine Rolle, ob ein angehender Kirchenführer einer Konfession angehört oder nicht. Im Januar folgt das 4. Seminar zum Aufbau einer Dramaturgie für die persönliche Kirchenführung. Im November geht es weiter mit theologischen und liturgischen Fragen.

Unsere Kirchenführungen werden also bald mehr Farbnuancen haben.

Adventskonzert am 8. Dezember

Das 5. Horburger Adventsmitmachkonzert von Familien für Familien steht kurz bevor. Der Feinschliff am Programm wird gerade vorgenommen. In den Haushalten singt und klingt es. Alle üben.

Am Samstag, dem 8. Dezember 2018, 16 Uhr, erklingt unser Konzert in der Horburger Marienkirche.

In diesem Jahr machen wir Bekanntschaft mit dem koreanischen Weihnachtsfest.                      Seit mehreren Jahren steht Cosima als Musikerin an unserer Seite. Diesmal bringt sie das koreanische Musikerehepaar Yoo und Han mit. Wir sind dankbar dafür, dass unsere Kinder die Erfahrung machen dürfen, an der Seite der Profis zu musizieren. Das ist eine Erfahrung und Motivation fürs Leben.

Seien Sie herzlich eingeladen! Der Eintritt ist frei. Nach dem Konzert laden wir zum Verweilen ein bei Punsch und Häppchen, einem Plätzchenmarkt, Basteltisch und einer Fachsimpelei über den neuen Standort der Madonna, das Zukunftsprojekt Poensgen-Fenster und die kommenden Bauaufgaben.

 

 

Es muss nicht immer der Weihnachtsmarkt sein

… auch ein Märchen kann für Adventsstimmung sorgen. Und so hatten wir am Freitagabend den Märchenteppich aus Halle zu Gast. Der Puppenspieler Sebastian Günther verzauberte mit wunderschönen Figuren, einem überraschend wandelbaren Bühnenbild und Humor, der nicht nur bei den Kindern für Lacher sorgte. Auch wenn jede und jeder das Märchen von den „Bremer Stadtmusikanten“ kennt, war es eine große Freude, die vier Schicksalsgenossen bei ihrer Suche nach einer Perspektive zu begleiten.