Nun bringen wir schon drei Jahre lang kulturelles Leben in die Horburger Marienkirche. Wir betrachten die Skulptur des Naumburger Meisters mit Hochachtung und Fürsorgewillen. Das Kunstwerk berührt uns, regt uns an und es provoziert Fragen.
Aber wir müssen feststellen, dass wir die historische und religiöse Gestalt gar nicht kennen. Ja sicher, die Legende aus dem Stall von Bethlehem ist allbekannt. Viele haben eine Abbildung der Madonna von Lourdes gesehen. Weihnachtsgrußkarten mit der Sixtinischen Madonna erfreuen sich großer Beliebheit…
Aber wer war sie wirklich? Das jüdische Mädchen Miriam, dass ungewollt schwanger wurde, ihr Verlobter sie verlassen wollte, die mittellos und in elenden Verhältnisssen ihr Kind zur Welt brachte, die nach Ägypten fliehen musste. Sie war die Mutter eines eigensinnigen Kindes, das sich als Heranwachsender von ihr und der Familie abwendete, um sich Gott zuzuwenden. Sie war die Traumatisierte, die unter dem Kreuz stand und ihren sterbenden Sohn bluten, schreien und leiden sah. Sie war die Trauernde, die ihr eigenes Kind begrub.
Wir haben den Hallenser Theologen und Kunsthistoriker W. M. Rehahn und seine Frau L. Schildbach-Rehahn gewinnen können, uns in einer dreiteiligen Vortragsreihe bekannt zu machen mit dem jüdischen Mädchen Miriam, die Maria, die Gottesmutter wurde und die für viele Menschen in der Welt selbst weibliche Gottheit ist. Es wird um historische Spuren, religiöse Sichtweisen, kirchliche Aneignungsformen, Frauenpositionen und den Ausdrucksreichtum in der Kunstgeschichte gehen. Merken Sie sich schon jetzt die Termine vor: dienstags abends 17. Mai, 21. Juni und 27. Oktober 2016.