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Wer ist Maria? Wir wollen es wissen!

Nun bringen wir schon drei Jahre lang kulturelles Leben in die Horburger Marienkirche. Wir betrachten die Skulptur des Naumburger Meisters mit Hochachtung und Fürsorgewillen. Das Kunstwerk berührt uns, regt uns an und es provoziert Fragen.

Aber wir müssen feststellen, dass wir die historische und religiöse Gestalt gar nicht kennen. Ja sicher, die Legende aus dem Stall von Bethlehem ist allbekannt. Viele haben eine Abbildung der Madonna von Lourdes gesehen.  Weihnachtsgrußkarten mit der Sixtinischen Madonna erfreuen sich großer Beliebheit…

Aber wer war sie wirklich? Das jüdische Mädchen Miriam, dass ungewollt schwanger wurde, ihr Verlobter sie verlassen wollte, die mittellos und in elenden Verhältnisssen ihr Kind zur Welt brachte, die nach Ägypten fliehen musste. Sie war die Mutter eines eigensinnigen Kindes, das sich als Heranwachsender von ihr und der Familie abwendete, um sich Gott zuzuwenden. Sie war die Traumatisierte, die unter dem Kreuz stand und ihren sterbenden Sohn bluten, schreien und leiden sah. Sie war die Trauernde, die ihr eigenes Kind begrub.

Wir haben den Hallenser Theologen und Kunsthistoriker W. M. Rehahn und seine Frau L. Schildbach-Rehahn gewinnen können, uns in einer dreiteiligen Vortragsreihe bekannt zu machen mit dem jüdischen Mädchen Miriam, die Maria, die Gottesmutter wurde und die für viele Menschen in der Welt selbst weibliche Gottheit ist. Es wird um historische Spuren, religiöse Sichtweisen, kirchliche Aneignungsformen, Frauenpositionen und den Ausdrucksreichtum in der Kunstgeschichte gehen. Merken Sie sich schon jetzt die Termine vor: dienstags abends 17. Mai, 21. Juni und 27. Oktober 2016.

Zukunft braucht Herkunft

Im Beisein des Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt wurde dieser Tage in einem Festakt an den Frankeschen Stiftungen zu Halle die Arbeit der Historikerkommision Sachsen-Anhalt gewürdigt und landespolitisches Geleit für die kommenden Aufgaben gegeben. Ministerpräsident Dr. R. Haseloff referierte ausführlich über das Interesse seiner Regierung, die Anstrengungen um die Erforschung der historischen Wurzeln in diesem  geschichtsträchtigen Land umfassend zu verstärken. Obwohl die Landstriche von Sachsen-Anhalt als historische Wiege Deutschlands gelten dürfen, zeigen sich die Ausprägung der Identität und Identifizierungsfähigkeit der Menschen in diesem Bindestrich-Land noch immer  als schwach. Das hat gesellschaftliche Folgewirkungen, die die Entwicklung des Landes hemmen. Andere Bundesländer zeigen, wie stark das Zusammenspiel zwischen historischer Verwurzelung einerseits, Motivation und Zukunftsorientierung andererseits ist. Hier kommen den historischen Forschungen und deren gesellschaftlichem Transfer hohe Bedeutung zu. Die Anstrengungen im Bereich der historischen Bildung müssen deutlich verstärkt werden.

Aber auch lokale Initiativen wie wir, die sich historischen Sachzeugen verschrieben haben und das Wissen darüber über den Ort und die Region hinaus transportieren, gehören zum Netzwerk der Identitätsstifter im Lande. Mit seinen Welterbestätten hat das Land ein hervorragendes Potenzial. Selbstbewusst sagen wir, dass wir Graswurzelarbeiter das Potenzial komplettieren.