Archiv für den Monat: Januar 2016

Vom Weiterleben der Heiligen …

Auch in diesem Jahr folgten wieder viele Aktive der Einladung des Förderkreises Alte Kirchen Berlin-Brandenburg zum Neujahrsvortrag am 14. Januar 2016 nach Berlin. Diemal gab der Kunsthistoriker Dr. Peter Knüvener einen bemerkenswerten und im Detail zuweilen überraschenden Einblick in die Verwandlung von Flügelaltären, Schnitzfiguren und anderen Kunstwerken in der Folge der Reformation. Die verlief in der Mark Brandenburg und angrenzenden Regionen vergleichsweise moderat. Dennoch hatten die „katholischen“ Heiligen ausgedient. Sie wurden jedoch nicht ausrangiert

Das Thema „Vom Weiterleben der Heiligen in der evangelischen Kirche. Nischendasein oder Inszenierung?“ umreißt die einstige Vorgehensweise. Dazu gehörte, Standorte von Altären, Heiligenbildnissen und anderen Objekten im Raum zu verändern. Sakrale Objekte wurden teilweise zurückgebaut und mit neuen Teilen komplettiert. Mancher Altar verlor Predella, Retabel, Flügel, Schrein oder einfach Figuren, die allmählich ihre Bedeutung im neuen Glaubensverständnis verloren.  Lettner und Tabernakel, Heiligenbildnisse oder die Altarflügel wurden kurzerhand eliminiert. Sogar vom Anbringen von Bärten an weiblichen biblischen Figuren wurde nicht zurück geschreckt. Freilich trug der neue Mann dann noch immer eine wallende Haarpracht und ein Kleid mit üppigem Faltenwurf. Der Protestantismus rückte nun offensichtlich den Mann als dominierenden Träger des Geistlichen in den Vordergrund. Mit Folgen für das „geformte und gemalte weibliche Personal“.

Die Beweggründe mögen höchst unterschiedlich gewesen sein. Ehrfurcht vor den Heiligen und den Kunstwerken wird ein gewandeltes Weiterleben gesichert haben. Pragmatismus wird eine Rolle gespielt haben, denn  es standen weder Geld noch neue Ausstattungsobjekte zur Verfügung. Und schließlich erlebten religiöse Artefakte und Räume eine Adaption an die neue Zeit. Eine Zeit mit neuen Anforderungen und Ausdrucksformen des geistlichen Lebens.

Wie wollen wir Zukunft unserer Kirchenräume denken? Welche Bedürfnisse stellt unsere Zeit an die „Inszenierung“ eines Kirchenraumes? Wir könnten auch sagen an ein neues Raumbild. Die Diskussion ist eröffnet!

 

 

In Zukunft mehr offene Kirchen!?

Die Bischöfin der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands (EKM), Ilse Junkermann, wirbt für offene Kirchen (Leipziger Volkszeitung vom 15.1.2016). Die Regel sei, dass Kirchen verschlossen seien und das wolle man nun ändern. „Die Kirche ist kein Vereinsheim, das für zwei Stunden in der Woche für einen Gottesdienst geöffnet wird.“ Dazu brauche es eine Haltungsänderung.

Es ist mehr als zwei Jahre her, dass der Freundeskreis Horburger Madonna zur Überzeugung kam, dass eine geschlossene Kirche am Pilgerweg, an gut besuchten Rad- und Wanderwegen völlig falsche Signale in die Gesellschaft sendet. Außerdem umgibt der Friedhof wie seit jeher die Kirche. Mittlerweile trauen sich auch hier und da Friedhofsbesucher in die offene Kirche. Mittlerweile sind wir schon an den nächsten Fragestellungen dran.

Mit dem Rückenwind des Verbandes der Kirchbauvereine von Sachsen-Anhalt VdKSA, namentlich mit der Vorsitzenden Frau Dr. Bühring und dem ehemaligen Landeskonservator von Sachsen-Anhalt, Herrn Voss, konnten vor zwei Jahren die entscheidenden Beschlüsse für eine konsequente Öffnung der Kirche zwischen April und Oktober getroffen werden. Unser Besucherbuch ist voller Eintragungen, die die Überraschung, Freude, Dankbarkeit und Ermutigung dokumentieren.

Wir ermutigen unsererseits alle Kümmerer in den Dorfkirchen, ihre Kirche zu öffnen und ein Zeichen des Willkommens zu setzen. Die offene Kirche ist erst der Anfang. Es ist noch manches auf den Prüfstand zu stellen und zu verändern, um diese außergewöhnlichen Orte in die Mitte des Dorfes und in die Mitte der Gesellschaft zu holen.

Kein schlechtes Signal mit Blick auf die Würdigung der Reformation im kommenden Jahr.

 

 

Madonna: Frau-Mutter-Kultfigur

Unter diesem Titel können Sie noch bis zum 21. Februar 2016 im Sprengel Museum Hannover eine hochkarätige Ausstellung sehen. Leihgeber aus aller Welt präsentieren Mariengestalten. Darunter solche aus der mittelalterlichen Bildwelt oder aus dem Werk von Kurt Schwitters und Henry Moore  oder aus zeitgenössischen Videoinstallationen und Performances.

Maria, eine der zentralen Gestalten der Christenheit, fasziniert bis heute. Dem pflichten wir bei!

Wege zur Kunst – Horburg

Viele Wege – Radwege, Wanderwege, Pilgerweg, Straßen und Autobahnen münden von Halle, Merseburg und Leipzig, von Norden und Süden kommend an der Horburger Marienkirche. Ihr Kunstschatz ist die Horburger Madonna. Warum nicht auf den Spuren des berühmten Naumburger Meisters von Naumburg (oder gar Mainz) kommend, über Merseburg und Horburg, über Altenzella bis hin nach Meißen reisen?

Ein weiterer Kunstschatz wird im Jahre 2016 die Horburger Marienkirche bereichern. Es werden Fenster des Soester Glaskünstlers Jochem Poensgen sein. Die zukünftigen Kirchenfenster stehen für den Ausdrucksreichtum sakraler Kunst in unserer Zeit und für die handwerkliche Meisterschaft des Quedlinburger Glasmachers Schneemelcher. Die Glaskunst, die ebenso sehr Lichtkunst ist, wird in einen behutsamen Dialog mit den gotischen Kunstwerken der Pilgerkirche treten. Eines der Fenster wurde im vergangenen August bereits der Öffentlichkeit präsentiert. Horburg wird in wenigen Monaten mit seiner Glaskunst erneut zeigen, ein attraktives Ziel für Kunstinteressierte zu sein.

Sachsen-Anhalt will sich unter Schirmherrschaft des Ministerpräsidenten zum Mekka der Glasmalerei profilieren. Wir sind dabei!

 

Viel Glück Uta!

Heute geht der Antrag der Region Naumburg zur Aufnahme in das Welterbe der Unesco in die zweite Runde. Der Naumburger Welterbeverein legt seinen Schwerpunkt nunmehr auf die 12 weltberühmten Stifterfiguren im Westchor des Naumburger Doms. Im Zentrum stehen Uta von Ballenstädt und Ekkehard II. von Meißen. Zum Welterbeensemble zählen außerdem das die Zisterzienserkirche im Kloster Schulpforte sowie die Doppelkapelle von Schloss Neuenburg.

Wir, die Horburger Verwandten, nehmen regen Anteil und wünschen viel Glück!

Wer ist Maria? Wir wollen es wissen!

Nun bringen wir schon drei Jahre lang kulturelles Leben in die Horburger Marienkirche. Wir betrachten die Skulptur des Naumburger Meisters mit Hochachtung und Fürsorgewillen. Das Kunstwerk berührt uns, regt uns an und es provoziert Fragen.

Aber wir müssen feststellen, dass wir die historische und religiöse Gestalt gar nicht kennen. Ja sicher, die Legende aus dem Stall von Bethlehem ist allbekannt. Viele haben eine Abbildung der Madonna von Lourdes gesehen.  Weihnachtsgrußkarten mit der Sixtinischen Madonna erfreuen sich großer Beliebheit…

Aber wer war sie wirklich? Das jüdische Mädchen Miriam, dass ungewollt schwanger wurde, ihr Verlobter sie verlassen wollte, die mittellos und in elenden Verhältnisssen ihr Kind zur Welt brachte, die nach Ägypten fliehen musste. Sie war die Mutter eines eigensinnigen Kindes, das sich als Heranwachsender von ihr und der Familie abwendete, um sich Gott zuzuwenden. Sie war die Traumatisierte, die unter dem Kreuz stand und ihren sterbenden Sohn bluten, schreien und leiden sah. Sie war die Trauernde, die ihr eigenes Kind begrub.

Wir haben den Hallenser Theologen und Kunsthistoriker W. M. Rehahn und seine Frau L. Schildbach-Rehahn gewinnen können, uns in einer dreiteiligen Vortragsreihe bekannt zu machen mit dem jüdischen Mädchen Miriam, die Maria, die Gottesmutter wurde und die für viele Menschen in der Welt selbst weibliche Gottheit ist. Es wird um historische Spuren, religiöse Sichtweisen, kirchliche Aneignungsformen, Frauenpositionen und den Ausdrucksreichtum in der Kunstgeschichte gehen. Merken Sie sich schon jetzt die Termine vor: dienstags abends 17. Mai, 21. Juni und 27. Oktober 2016.